Bei meinen neuen Kochbüchern und Backbüchern achte ich tunlichst darauf, keine Eselsohren, Fettflecken oder Schokoladenspuren zu hinterlassen. Im Gegensatz dazu mag ich an alten Backbüchern und Rezept-Zettelchen gerade das vergilbte Papier, die leicht verwaschenen Buchstaben, Risse und Knicke. Denn sie sind schließlich auch ein Zeichen dafür, durch wie viele Hände ein Rezept schon gegangen ist, wie oft es schon nachgebacken wurde und wie gut es dementsprechend (wahrscheinlich) ist… So schön Backtrends wie Cake Pops, Macarons oder Modetorten auch sind: Rezepte von Oma, Uroma und Co. haben ihren ganz eigenen Charme. Platt gesagt: Da weiß man, was man hat – beim Nachbacken geht nur ganz selten etwas schief. Alte Rezepte sind wirklich ein Schatz, und ich finde es toll, dass die Firma Rosenmehl viele dieser Schätze in einem Backbuch zusammengefasst hat.
Für „Die Schätze aus Omas Backbuch“ hatte Rosenmehl dazu aufgerufen, alte Familienrezepte einzureichen. Leider habe ich von der Aktion irgendwie erst hinterher erfahren, sonst hätte ich mit meiner Oma sicher mitgemacht. Das Backbuch besteht aus acht Rezeptkapiteln: Obstzeit, Schmalzgebackenes, Kuchen für jeden Tag, Sonntagskuchen, Kleines und Feines, Käsekuchen, Adventszeit, Mehlspeisen und Strudel. Die Einteilung gefällt mir gut, auch weil sie zeigt, was früher viel und gerne gebacken wurde – etwa Käsekuchen und Schmalzgebäck. Das Layout des Backbuchs ist eher ungewöhnlich, weil freigestellte (alte) Fotos und Rezeptzettel mit „modernen“ Rezeptbildern kombiniert wurden. Die mit Hand geschriebenen Backrezepte und Fotos aus dem Familienalbum machen die Rezeptseiten persönlicher und individuell. Zu jedem Rezept gibt es ein Bild, was ja leider nicht bei allen Backbüchern der Fall ist. Einen Kritikpunkt habe ich bezüglich der Gestaltung aber auch: Sie ist mit den vielen freigestellten Fotos meiner Meinung nach etwas zu unruhig geworden. Bei einigen Aufnahmen passt zudem das Größenverhältnis überhaupt nicht.
Backtrends hin oder her, bei Klassikern wie Rohrnudeln weiß man was man hat
Jetzt aber zum Wichtigsten, den Backrezepten: Im ersten Kapitel finden sich z.B. eine Erdbeer-Biskuit-Rolle, ein Rhabarber-Baiser-Kuchen sowie Apfelkuchen in unterschiedlichsten Varianten. Darunter sind sehr viele Klassiker; die meisten davon habe ich schonmal gegessen. Beim „Schmalzgebackenen“ habe ich neben Ausgezogenen und Apfelküchle auch einige mir unbekannte Rezepte gefunden, die sich lecker anhören. Das Kapitel „Kuchen für jeden Tag“ war weniger interessant, weil ich für Marmorkuchen oder Rehrücken schon mehr als Rezepte habe. Zu den „Sonntagskuchen“ gehören Leckereien wie Prinzregententorte und Frankfurter Kranz. Hinter „Kleines und Feines“ verstecken sich Rezepte mit witzigen Namen wie „Schwäbische Wibele“ oder „Geschwollene Herzen“ ;-). Nach den Käse- und Quarkkuchen aus den unterschiedlichsten Regionen folgt das Weihnachtskapitel mit Spitzbuben, Vanillekipferln oder Hutzelbrot. Natürlich kennt man das alles – aber manche Dinge sind einfach so lecker, dass es keine neuen Erfindungen braucht. Kaiserschmarrn, Rohrnudeln oder Apfelstrudel finden sich unter den Mehlspeisen im letzten Kapitel. Es ist also auch eine Art Grundbackbuch, das der Bassermann-Verlag da veröffentlicht hat. Mein Fazit: „Die Schätze aus Omas Backbuch“ gehört definitiv ins Buchregal, auch wenn es für die ständige Erwähnung des Unternehmens „Rosenmehl“ und einige optische Fehlgriffe ein klein wenig Punktabzug gibt.
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