Rezeptentwicklung: So entstehen meine Backrezepte

2016-01-31 - Rezeptentwicklung (8 von 12)

Wie werden eigentlich Rezepte geschrieben – und wie kann man Backrezepte überhaupt selbst entwickeln? Vielleicht habt ihr euch so etwas schon einmal gefragt. Weil ich ab und an darauf angesprochen werde, möchte ich euch heute also einen kleinen Einblick in die Rezeptentwicklung der Glücksbäckerei geben.Für den Blog oder meine Bücher backe ich andere Rezepte nämlich nur sehr selten 1:1 nach (und wenn, dann wird die Quelle natürlich angegeben). Das heißt: Vor dem Fotoshooting und dem Schreiben eines Beitrags gibt es für mich mehr oder weniger viel zu tun, bis ein Rezept auch wirklich fertig ist. In diesem Beitrag beschreibe ich meinen ganz persönlichen Weg bei der Rezeptentwicklung. Andere gehen vielleicht wieder ganz anders vor. Ich habe das „Rezepte schreiben“ weder gelernt (aber ok, wer hat das schon?) noch bin ich Profi-Bäcker. Aber mit der Zeit sammelt man eben Erfahrungen, die dann in eigene Kreationen einfließen können. Leider sind der Kreativität beim Backen engere Grenzen als beim Kochen gesetzt, die man nicht einfach unterschlagen kann – weil Teige womöglich auch mit vergleichsweise kleinen Änderungen nicht aufgehen, steinhart werden oder ähnliches.

5 Schritte, mit denen man eigene Rezepte entwickeln kann

Natürlich kann ich auch sonst beim Backen das Rad nicht neu erfinden. In der Glücksbäckerei gibt es auch Klassiker wie den Schokoladenkuchen oder Familienrezepte wie den Spiegelei-Kuchen, für die ich nicht besonders viel „entwickeln“ muss. Andererseits findet ihr hier immer wieder auch Rezepte, die komplett von mir stammen, weil es sie so woanders noch nicht gibt. Besonders viele solcher Rezepte sind in der Gesünder-Backen-Kategorie.

1. Schritt: Inspiration

Inpirationen gibt es überall. Der Beginn der Erdbeer-Saison. Ein bevorstehender Kindergeburtstag. Das Foto eines Kuchens, das euch nicht mehr aus dem Kopf geht. Ein Besuch auf dem Wochenmarkt. Oder die Neugierde, was man aus eigentlich nicht zusammenpassenden Zutataten leckeres zaubern kann. Das alles kann ganz am Beginn einer Rezeptentwicklung stehen. Mit der ersten Idee kommen oft schon genauere Vorstellungen darüber einher, ob das Gebäck eher klassisch oder modern sein soll, ausgefallen oder bodenständig, üppig oder leicht. Manchmal stammt die Inspiration auch von außen, wenn mir z.B. Kooperationspartner eine Rezeptrichtung vorschlagen oder ich mit bestimmten Produkten ein Rezept entwickeln darf.

2. Schritt: Detail-Planung

Am Schreibtisch notiere ich mir all meine Ideen und mache mir zugleich Gedanken über die Umsetzbarkeit. Konkret geht es als erstes darum, die Teigart zu bestimmen, mir zu überlegen, wie die Konsistenz einer Creme oder eines Toppings sein soll, was ich mir als Deko vorstellen kann, welche Gewürze ich verwenden will. Wo ich sie nicht im Kopf habe, schlage ich Grundrezepte etwa für Hefeteig oder Buttercreme nach, die dann variiert werden. Manchmal habe ich ein bestimmtes Ziel, das ich erreichen möchte – bei meinem „perfekten Käsekuchen“ war es etwa die Tatsache, dass der Kuchen nicht einfällt, keine Risse bekommt etc.. Hier habe ich mich auch noch nach unterschiedlichen Tipps und Lösungsansätzen erkundigt, unsere Facebook-Fans nach ihren Ratschlägen gefragt und einige Backbücher durchforstet.

3. Schritt: Zutatenmengen und Vorgehen

Je mehr Erfahrung man beim Backen hat, desto mehr kann man im Voraus schon „im Kopf backen“ – also grob bestimmen, wieviel Süße ein Rezept verträgt, welche Massen ein Bindungsmittel benötigen und auf welche Eigenheiten man bei manchen Zutaten achten muss (siehe die Low Carb Cookies, die mit den durchaus heiklen Mehlen Kokosmehl und Mandelmehl gebacken wurden). Trotzdem geht auch bei mir immer wieder etwas gehörig schief 😉 Wenn ich ein Rezept wirklich (fast) komplett neu entwickle, experimentiere ich zur Sicherheit aber erst einmal mit einer kleinen Zutatenmenge, die ich dann später auf normale Backformgrößen o.ä. umrechne. Bei den Cookies habe ich die ersten drei Testreihen zum Beispiel mit je nur einem Ei geplant. Ich will schließlich möglichst wenig wegwerfen, wenn das Gebäck mal so gar nicht gelingen sollte.

4. Schritt: Testbacken und Testessen

Jetzt geht´s endlich in die Küche! Ich liebe das Testbacken – auch wenn es manchmal richtig, richtig lange dauert, schweißtreibend werden kann und ab einem bestimmten Punkt immer weniger Spaß macht. Den erreiche ich glücklicherweise eher selten 😉 . Nach dem Backen wird natürlich genascht, entweder zunächst alleine, dann mit Jan und dem kleinen Glücksbäcker; manchmal auch direkt mit Freunden beim Kaffeetrinken (die ich aber vorwarne und um ihre ehrliche Meinung bitte…). Danke an meine lieben testfreudigen Kolleginnen aus dem Atelier 😉 ! Im besten Fall gelingt ein Rezept gleich beim ersten Mal und braucht nur noch kleine Anpassungen. Im schlechtesten Fall bin ich zu „experimentell“ vorgegangen und der Teig hält zum Beispiel nicht zusammen, die Optik ist stark verbesserungswürdig oder eine Zutat schmeckt viel zu stark heraus. Dann muss ich nochmal backen und bestimmte Parameter ändern. Wenn mich ein Rezept irgendwann nur noch nervt und nicht gelingt, gebe ich auch mal auf. Das gab es allerdings erst sehr selten. Das Wichtigste: Nicht entmutigen lassen, gerade am Anfang!

5. Rezeptanpassung und Fertigstellung

Im letzten Schritt muss das Rezept noch geschrieben werden. Ich passe die Zutaten evtl. an oder rechne sie um (wenn ich z.B. für uns nur 6 Muffins gebacken habe, aber ein Standardrezept für 12 Muffins posten will). Ich überlege mir, welche Schritte unsere Leser am sinnvollsten in welcher Reihenfolge machen sollten. Beim Testbacken geht es nämlich leider eher chaotisch zu und ich brauche oft sehr viel Geschirr und Platz. Ich ordne die Zutaten nach den Arbeitsschritten an, beschreibe (hoffentlich verständlich) das Vorgehen, notiere das Rezept in unser Rezept-Plugin und mache Foodfotos. Und dann hoffe ich, dass viele von euch das Rezept nachbacken und ebenso lecker wie wir finden 🙂

Soweit der kleine Einblick hinter die Kulissen. Bastelt ihr auch manchmal eure eigenen Rezepte – und wenn ja, wie?

Viele Grüße, eure Kathrin

P.S.: Nachdem uns ein Leser mehrfach danach gefragt hatte (danke, Rikibu 😉 ), gibt es seit kurzem einen Paypal-Spenden-Button auf der About-Seite. Wenn euch die Glücksbäckerei, meine Rezepte und Experimente gut gefallen, könnt ihr uns gerne eine kleine Unterstützung fürs Zutaten-Kaufen und Co. zukommen lassen. Danke!

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11 Kommentare

  1. Natürlich würde ich gleich den Spekulatius Käsekuchen ausprobieren. Ich backe für mein Leben gerne und habe mega Bock neue Rezepte auszuprobieren. Vielleicht hab ich Glück,auf jeden Fall würde ich mich sehr darüber freuen. LG Vera

  2. Avatar von Ann-KathrinAnn-Kathrinsagt:

    Liebe Kathrin,

    einen schönen Blogpost hast du da gemacht. Ich backe selbst sehr gern und möchte auch selbst Rezepte entwickeln. Mein Problem besteht nun in der Wissenschaft des Backens. Um Rezepte zu entwickeln, muss ich wissen, wie viel Backpulver auf wie viel Mehl gehört, ob weiche oder flüssige Butter gut ist etc.
    Ich stehe da ehrlich gesagt ein bisschen wie Ochs vorm Berg. Hast du da Tipps, oder kannst Seiten/Blogs/Bücher empfehlen, die mir die „Grundlagen“ etwas näherbringen? Ich würde mich freuen!

    Liebe Grüße
    Ann-Kathrin

    • Liebe Ann-Kathrin, schön dass du auch Lust hast, zu experimentieren 🙂
      Ich würde erstmal mit kleinen Abwandlungen beginnen. Denn du hast Recht, beim backen müssen die Verhältnisse der Zutaten zueinander schon stimmen.
      Hier findest du alle meine Grundrezepte, die sich natürlich auch variieren lassen: https://www.backenmachtgluecklich.de/backschule

      Ansonsten kannst du auch jedes (Grund)Backbuch nutzen.

  3. Avatar von DietrichDietrichsagt:

    Hey,

    du machst daraus ja fast eine richtige Wissenschaft, finde ich richtig gut. Ich werde hier mal ein bisschen stöbern und mir ein super Rezept raussuchen. Ich suche etwas für einen leckeren Kuchen um meine Mutter in ihren Back-Skills zu schlagen 🙂

    Schöne Homepage aufjedenfall 🙂

    Ich wünsche dir alles Liebe

    Grüße Dietrich

  4. Avatar von ElisabethElisabethsagt:

    Hallo. Gut zu hören, dass andere beim ersten Mal auch ein bisschen chaotisch sein können. Ich hab meistens nicht mal eine Schmierzettelsammlung und höre dann nur von meinem Männchen „könntest du nicht,… das war damals so gut,…“ und ich bin immer nur am grübeln wovon er eigentlich spricht! – ich bereue jedes mal nicht mehr aufzuschreiben und dann klappt es beim nächsten mal wieder nicht. Meine Ideen kommen eher durch „Restverwertung“ zustande und ich backe nur im Kopf vor und adaptiere während dem Backen nach Optik bzw. Konsistenz (kosten darf ich wegen den Eiern, die ich schon gerne verwende, seit 2014 nicht…erst schwanger…stillen…wieder schwanger :D)

    Wie machst du das mit dem kleinen Glücksbäcker daneben? Meinen Knopf interessiert das herzlich wenig, wenn ein Teig zügig ins Rohr muss oder er einfach nicht mehr mit dem Backpinsel und dem Fett die Form auspinseln darf, und seit neuesten möchte er einfach immer das Mehl/Zucker selbst zugeben (Angst um seine Finger!) und die Maschine betätigen… und das meiste, was ich seit ich Mama bin backe geht zumindest teilweise schief^^

    • Hallo Elisabeth,
      nicht probieren zu können, ist beim Rezeptebasteln wirklich blöd. Ich habe ehrlich gesagt auch als Schwangere auch mal Teig geschleckt…
      Das Backen mit dem kleinen Glücksbäcker ist in der Tat nicht ganz so einfach – mir geht es wohl ähnlich wie dir. Er macht seeehr lautstark auf sich aufmerksam, weil er unbedingt die ganze Zeit probieren will 😉 Während ich zwischen Ofen und Küchenmaschine hin und her pendle und Stress habe. Er würde die ganze Schlüssel ausschlecken, was natürlich nicht geht. Versteht er natürlich nicht.

      • Avatar von ElisabethElisabethsagt:

        Hallo Kathrin. Ich bin immer wieder in Versuchung einfach zu probieren…aber mein Männchen ist so vorsichtig. Wenn was passiert wäre und ich hätte mich schuldig bekennen müssen…das war es mir nicht wert bis jetzt^^. Ich Grunde glaub ich, dass wenn die Lebensmittel frisch sind…ja eigentlich nichts passieren kann…

        Also größte Hochachtung von mir, dass du so fleißig weiter entwickelst und dann auch noch was Tolles dabei herausschaut! Ich hab jetzt nach dem lernen schon eine Liste was ich von dir nachbacken will 😉 (Prokrastination in Form von Blog durchwühlen hat super funktioniert!) und wenn ich wieder mehr Zeit jetzt für den kleinen Knopf habe, hat er vielleicht wieder auch mehr Geduld und spielt auch mal selbstständig für längere Zeit 😉

        Lg, Elisabeth

  5. Avatar von Sabrina {Zimtzauber & Zuckernebel}Sabrina {Zimtzauber & Zuckernebel}sagt:

    Hallo Kathrin,

    Ein schöner Beitrag – ich finde es immer spannend zu lesen, wie andere Blogger ihre Rezepte „finden“. Ich bin nämlich der Meinung, dass die Rezeptentwicklung heutzutage (wo es ja alles irgendwie in irgendeiner Form schon mal existiert hat), eine Sache der Kreativität ist und sich einfach darum dreht, aus dem Wissen und den Erfahrungen, die man hat, etwas Neues zu erschaffen.
    Ich schaue mir dazu liebend gern auch einfach Schaufenster an – selbst wenn es nicht einmal Geschäfte sind, die primär mit Lebensmitteln zu tun haben, findet man manchmal auch dort die richtige Inspiration, weil häufig auch Gebackenes als Motiv auf Keramik oder auf Bildern zu finden ist. Und wenn ich dann meine Gedanken schweifen lasse, kommt die Idee manchmal ganz von selbst. Aber manchmal kann es eben auch einfach passieren, dass in einem Roman, den ich gerade lese, ein Gebäck erwähnt wird, und ich dann einfach spontan unbändige Lust auf einen Klassiker (Marmorkuchen z. B.) habe. Und dann wird sofort losgebacken!
    <3 sabrina

    • Hallo Sabrina,
      genau, eigene Erfahrungen gepaart mit eigenen Ideen, das ist es! Ein Buch oder Schaufenster haben mich selbst noch nie zum Backen inspiriert, aber guter Vorschlag 🙂

  6. Vielen Dank für das Teilen deiner Vorgehensweise. Ich bin da leider immer sehr chaotisch und schreibe mir alles auf kleinen Zetteln auf, die ich dann leider immer verliere. Wobei die Rezepte dann auch immer für mich sind und nicht auf einen Blog geteilt werden müssen. Von daher reicht es meistens auch aus, wenn ich alles im Kopf habe 😉
    Viele Grüße
    Wiebke

  7. Hallo Kathrin,

    dein Bericht hat mich teilweise an meine eigenen Erfahrungen erinnert. Seit ich denken kann, liebe ich es zu kochen und backen, habe mir viel von meiner Oma Tante und natürlich meiner Mama abgeguckt, alles immer aufgeschrieben und mir gedanken gemacht wie ich es anders machen kann.
    So ist auch meine Facebookseite entstanden, dort poste ich meine Familienrezepte, die von der eigenen Familie stammen, von Freunden zusammen getragen wurden und ich sie so umgeschrieben habe, das sie mir gefallen. Mein bester Tester für mein essen ist mein Freund, er sagt mir klipp und klar, was ihm nicht geschmeckt hat und auch was mich natürlich freut, das es ihm geschmeckt hat.

    Inspiration hole ich mir von vielen Koch und Backseiten und arbeite die Rezepte dann zu meinen Vorstellungen um, oder blättere in meinen zusammen getragenen Kochbüchern aus Omas Zeiten. Es gibt immer möglichkeiten, selbst wenn ich iwo essen gehe, erfinde ich bereits den nächsten Kuchen in meinem Kopf.

    vlg Katari